Friedhofskapelle

Der Tod gehört zum Leben. Niemand kann ihm entgehen. Das Wissen vom Tod und vom Ende auf Erden, die Erkenntnis, dass die Frage nach dem Danach nur mit dem Glauben zu beantworten ist, beschäftigen von jeher den Menschen. Anlange des Friedhofs, wie die Friedhofskapelle, bekunden unseren christlichen Glauben an die Auferstehung der Toten. Als wichtigstes Zeichen unserer Hoffnung ist das Kreuz. Wir als Christen dürfen glauben, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Durchgang in das neue ewige Leben.

Die Friedhofskapelle, wie der ganze Friedhof selbst, erhält so ihren Sinn, als Kulturraum, als Oase der Ruhe und der Besinnung, als Ort der Trauer und der Hoffnung, als Stätte der Erinnerung, der Dankbarkeit und der Ehrerbietung.

Die Friedhofskapelle wurde am äußeren Hang des Schanzwalls 1984/85 errichtet. Sie beherbergt das ikonografisch und kunsthistorisch bedeutsame „Sieben-Zufluchten-Bild“ von Benedikt Werkstätter (1770); er war hochfürstlicher Hofmaler und gilt als eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten, die Neumarkt hervorgebracht hat. Die Sieben Heiligen Zufluchten (die heiligste Dreifaltigkeit, Jesus Christus am Kreuz, Jesus Christus im Altarsakrament, die Gottesmutter Maria, die Engel, die Heiligen und die Armen Seelen) waren in der Barockzeit ein beliebtes Bildmotiv und eine kennzeichnende Frömmigkeitsform. In der Gruppe der Heiligen, die unter dem gekreuzigten Heiland knien, nehmen vorne rechts der heilige Josef mit der Hacke als Patron der Sterbenden und der heilige Bischof Rupertus mit dem Salzfass als Salzburger Landespatron eine Sonderstellung ein. Links vorne hat der Künstler eine bemerkenswerte Szene dargestellt, wie der Erzengel eine Arme Seele aus dem Fegefeuer zieht. Die Andacht zu den Sieben Zufluchten entstand in den bitteren Notzeiten des 17. Jahrhunderts.

Diesen sieben Zufluchten als kräftige und zuverlässige Helfer vertraute man sich in allen Gefahren des Leibes und der Seele und ganz besonders in der Sterbestunde an. Aus dem Gebet zu den sieben Zufluchten kann man auch heute noch Kraft schöpfen.

Gegenüber dem Eingangstor steht hinter dem Aufbewahrungsbereich ein schmiedeeisernes Kreuz. Zu beiden Seiten dieses Kreuzes ist in großem Schriftzug der Psalm 31,2 zu lesen: „Herr, bei dir such ich Zuflucht; lass mich nicht enttäuscht werden; rette mich, wie du es versprochen hast.“ Dieser Vers schließt das unerklärbare Wirken Gottes in der Welt ein und ebenso das gottgeschenkte jenseitige, neue Leben nach dem Tod. Dieses Psalmwort könnte also sowohl von den Trauernden als auch vom verstorbenen Menschen gebetet werden. Denn Gott verspricht all jenen, die ihm vertrauen, seine Nähe, auch nach dem Tod. Menschen, die im Vertrauen auf Gott leben und sterben, werden bei Gott sein, werden Zuflucht finden, werden gerettet.

Drei schmale, hohe bleiverglaste Fenster versinnbildlichen in Form und Farbe die drei göttlichen Tugenden: die Liebe mit einem flammenden Herz in orange-roten Tönen, den Glauben mit einem Kreuz in Blautönen und die Hoffnung in Form eines Ankers in Grüntönen. Die drei Glasfenster stammen vom Neumarkter Glasermeister Willi Unterganschnigg (1924-1988). Die Friedhofskapelle wurde in den Jahren 1984/85 unter den Bürgermeistern Ing. Hans Rosenlechner und In. Hans-Georg Enzinger nach einem Plan von Mag. Arch. Peter Schuh errichtet und am 22. September 1985 eingeweiht.

Quelle: Raststätte. Auf dem Weg mit Christus (2009). Eigenverlag des PGR Neumarkt am Wallersee.