Kapellen und Bildstöcke

Flur- und Kleindenkmäler sind sowohl „Schätze der Kulturlandschaft“ als auch Andachtsstätten, die vom Glauben und von der Frömmigkeit der Bevölkerung zeugen. Vielfach sind sie Mahnmale, die Menschen zur Erinnerung oder zum Dank an ein Ereignis oder an eine Person aufgestellt haben. Seit eh und je haben sich die Menschen Stätten der Andacht, des Gebetes, der Besinnung geschaffen. Diese religiösen Kleindenkmäler erinnern die Vorübergehenden an Freude und Leid und mahnen zur Einkehr. Auch heute noch gibt es in unserer Pfarre gläubige Menschen, die solche Glaubenszeugnisse errichten, sie pflegen, schmücken und erhalten. Unsere Vorfahren achteten die Bedeutung solcher Denkmäler noch viel mehr und zogen zumindest ehrfürchtig den Hut oder machten ein Kreuzzeichen, wenn gerade keine Zeit für ein Vaterunser war. Kapellen, Wegkreuze, Marterl und Bildstöcke erinnern uns daran, wie notwendig wir den Schutz Gottes brauchen, und sie laden dazu ein, zu verweilen und innezuhalten, Zwiesprache zu halten mit Gott und den Heiligen.

Der Dokumentationsband „Schätze der Kulturlandschaft – Klein- und Flurdenkmäler in Neumarkt am Wallersee“, 2007 von einer Projektgruppe des Museumsvereins erstellt, belegt, dass es im Pfarrgebiet rund siebzig religiöse Kleindenkmäler gibt:

10 Kapellen („Schachern“), 10 Kapellenbildstöcke, 24 Marterl und Bildstöcke sowie 10 Haus- und Wegkreuze. Dazu kommen 14 Wandbilder mit religiösen Motiven, die an privaten Wohnhäusern und an den Feuerwehrzeugstätten angebracht sind.

Diese Kleindenkmäler verdanken ihre Entstehung:

  • der Verherrlichung Gottes,
  • der Marien- und Heiligenverehrung,
  • der Erfüllung eines Gelübdes,
  • oder des Gedenkens an Tote.

Meist in schlichter Handwerkskunst erbaut und ausgestattet, sind sie heute noch Zeugnisse der damaligen Volkskunst. Die Weihetitel der Neumarkter Kapellen sind Ausdruck der Heiligenverehrung und folgen den allgemeinen Tendenzen der Frömmigkeitsgeschichte. Mit Abstand am häufigsten ist die heilige Gottesmutter Maria dargestellt. Jesus Christus am Kreuz als Inbegriff des christlichen Glaubens begegnet uns an Wegen und an Hausfassaden, als Feldkreuze oder Wetterkreuze. Der Lehmberg (1027 m) und der Irrsberg (844 m) sind, obwohl sie sanfte Flyschkuppen sind, jeweils mit einem Gipfelkreuz geschmückt.

Danksagen und Bitten, Hoffen und Erflehen finden in Kapellen, Marterln und Wegkreuzen einen beredten Ausdruck als Zeichen gläubiger Verwurzelung. Diesen religiösen Kleindenkmälern als vielfältige Kulturelemente in der Landschaft gebührt im Sinn der Denkmalpflege eine besondere Aufmerksamkeit. Vor allem verdienen diese Andachtsstätten, dass ihnen Ehrfurcht entgegengebracht wird, weil es sich um Orte handelt, wo die Erfahrung der Nähe Gottes erlebt werden kann.