Die Hagerkapelle zum heiligen Jakob

Eckdaten:
Erbaut:                 1744/1994
Eigentümer:      Fam. Gottlieb und Leopoldine Wengler, Wimmerbauer, Lengroid 6
Abmessungen: 315x215 cm, Traufenhöhe 280 cm, Gieblehöhe 380 cm
Patrozinium:      Hl. Apostel Jakobus der Ältere

Kunsthistorik/Aussehen
Die Kapelle hat einen rechteckigen Grundriss. Die Fassade und je zwei Drittel der beiden Seitenwände sind in Lärche verschindelt. Das nordseitige abgewalmte Satteldach ist in Kupfer ausgeführt. Als Giebelzier ist ein Kugelknauf mit einem Kleeblattkreuz vorhanden. Kupferdachrinnen und eine Blitzschutzanlage sind angebracht. Die Windläden und Pfettenbretter sind in Form geschnitten, in das verschalte Giebeldreieck ist ein lateinisches Kreuz geschnitzt. In den Seitenwänden ist je ein Fenster mit SEgmentbogen. Durch eine 130 cm brteite Doppeltür mit einem Segmentbogen betritt man den Innenraum.

Innen
Hier fällt der Blick auf die 90 cm breite und 70 cm tiefe Altarnische, die einen kleinen Holzaltar mit gedrehten Säulen birgt. Die Schnitzarbeit stammt von Franz Pollstätter, dem Besitzer des benachbarten Halterergutes (1994). Das Rundbogenrelief (45 cm breit, 55 cm hoch) zeigt den Bauern, der diese Kapelle errichtet hat, Jakob Hager kniend in Gebetshaltung in der eingestürzten Mergelgrube. Darüber stellt ein ovales Medaillon (20x28 cm), ebenfalls eine Reliefschnitzerei, den Pilgerpatron Sankt Jakobus den Älteren dar.
Von der ursprünglichen Einrichtung sind nur mehr das naive Bild „Die armen Seelen im Fegefeuer“ (65x20 cm liegend) und das schön geschmiedete Nischengitter im Florentinermustre vorhanden. Im Giebeldreieck oberhalb der Nische sin dein Schriftband mit dem Bibelzitat aus dem Jakobusbrief „Kommt näher zu Gott, und er wird Euch näher kommen. Jak. 4,8“ und das Herz Jesu mit der Dornenkrone und drei Nägeln gemalt. Auf der Gedenktafel, die an der linken Seitenwand angebracht ist, wird die Entstehungsgeschichte dieser Kapelle erzählt. An der rechten Wand hängen zwei Votivbilder. Das kleine Weihwasserbecken aus Holz ist mit einem Relief der betenden Hände geschmückt. Während die Altarwand verputzt und geweißelt ist, haben die Seitenwände eine Holzverschalung. zwei Sitzbänke, jeweils 170 cm lang, laden zum Verweilen ein.

Chronik
Hier wurde lange Zeit Mergel, ein Sedimentgestein aus Ton und Kalk, abgebaut und zur Bodenverbesserung auf die Äcker gebracht, allerdings mit einem ziemlich geringen Düngeeffekt. Der Bauer Jakob Hager wurde im Jahr 1738 beim Abgraben von Mergel in der Grube verschüttet; seine Knechte versuchten, mehrere Stunden lang den Verunglückten freizuschaufeln, und tatsächlich gelang die wundersame Rettung. Hager hatte ein Gelübde abgelegt, zu Fuß nach Santiago de Compostela in Spanien, zum Grab seines Namenspatrons, zu pilgern, wenn er von der Lebensgefahr befreit und aus der eingestürzten Grube gezogen werden könnte. Er nahm den weiten Marsch in Angriff und traf nach 21 Monaten wieder zuhause ein. 1744 erbaute er aus Dankbarkeit diese Kapelle.

Gegenwärtig
Das Hagergut bestand bis 1907, die Mergelgrube bis 1992. Nachdem die Kapelle in einem äußerst baufälligen Zustand geraten war und die wichtigsten Ausstattungsstücke (drei Ölbilder: Maria Dorfen, Sieben Zufluchten und Wetterherren Johannes und Paul, sowie eine Jakobusstatue aus Santiago de Compostela) von Kunstdieben entwendet worden war, beschloss am 24.8.1993 die Freiwillige Feuerwehr Pfongau unter ihrem Kommandanten Georg Plietl, Hofstattbauer, die Kapelle neu zu errichten.
Am 15.8.1994, 250 Jahre nach dem Bau der Ursprungskapelle, konnte die neue Hagerkapelle von Pfarrer Franz Königsberger gesegnet werden. Seither wird die Hagerkapelle rege besucht, weil es beliebt worden ist, dem österreichischen Jakobsweg zu folgen, der durch das Neumarkter Gemeindegebiet führt und die Hagerkapelle in die Pilgerroute einbezieht.

Quelle: Raststätte. Auf dem Weg mit Christus (2009). Eigenverlag des PGR Neumarkt am Wallersee