Stadtpfarrkirche zum heiligen Nikolaus

Patrozinium: Hl. Nikolaus von Myra (6. Dezember)
Neumarkt am Wallersee, die junge Stadt im Salzburger Flachgau, liegt an der Westbahnstrecke und an der Bundesstraße 1, eine halbe Autostunde nördlich der Landeshauptstadt Salzburg, im "lieblichen Vorgarten" der Festspielstadt. Die Postkutsche hatte von 1500 bis 1860 hier ihre erste Station auf der Reise von Salzburg nach Wien. Hier entwickelten sich ein reger Geschäftsverkehr und ein erfolgreiches Wirtschaftsleben, und der historische Gerichts- und Mautort erhielt vom Hochmittelalter bis zur Gegenwart wichtige zentralörtliche Funktionen. Im Jahr 2000 wurde Neumarkt am Wallersee, bis dahin älteste Marktgemeinde im ganzen Flachgau, zur Stadt erhoben. Die Pfarrkirche zum heiligen Nikolaus ist religiöser Mittelpunkt und bedeutende Sehenswürdigkeit.

Als Erzbischof Eberhard II. um 1240 den Markt Novum Forum planmäßig gründete, erteilte er auch den Auftrag zum Bau einer Bürgerkirche, die dem heiligen Nikolaus von Myra geweiht wurde. Es handelt sich um ein Straßenpatrozinium des Hochmittelalters, denn der populäre Bischof wurde schon damals als Patron der Handelsleute und Bürger verehrt. Die spätromanische Marktkirche war eine Filialkirche der Mutterpfarre Köstendorf. Erst 1622 bekam Neumarkt mit Johann Härlin einen eigenen Priester. 1629 wurde Neumarkt zum Vikariat, 1859 zur selbstständigen Pfarre erhoben.

Erzbischof Paris Lodron beauftragte 1638 den Architekten des Salzburger Doms, Santino Solari, in Neumarkt eine Kirchhofbefestigung anzulegen. Damit wurde die Nikolaikirche zur Wehrkirche. Ein Gedenkstein mit der Jahreszahl 1651 und den Initialen S.A. an der südlichen Außenwand erinnert an den Umbau der St.-Nikolai-Kirche durch den Neumarkter Maurermeister Stephan Auer. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende spätromanische Kirche war nach 400 Jahren zu klein geworden. Mit zwei Seitenkapellen entstand eine dreischiffige Kirche, und die Breite des Gotteshauses wurde nahezu verdoppelt. 1725 wurde der Salzburger Hofmaurermeister Sebastian Stumpfegger von Erzbischof Franz Anton von Harrach beauftragt, die Vikariatskirche in Neumarkt umzubauen und zu erweitern. Stumpfegger plante sehr großzügig und stellte fest, dass die alten Mauern das Gewölbe nicht tragen könnten und daher abgebrochen werden müssten. Statt eines Umbaues kam also beinahe ein völliger Neubau des Gotteshauses zur Ausführung. Sebastian Stumpfegger handelte sich damit den Vorwurf ein, seine Befugnisse überschritten zu haben.

Die in den Jahren 1725 bis 1728 erbaute dreischiffige Barockkirche wurde auch recht gut ausgestattet: Die Altäre und Statuen stammten vom bedeutenden Neumarkter Bildhauer Paul Mödlhammer, das Hochaltarblatt vom Salzburger Hofmaler Jacob Zanusi  und die Orgel vom berühmten Salzburger Hoforgelbauer Johann Christoph Egedacher.

Ein besonders schrecklicher Tag für Neumarkt war der 4. Mai 1887: Ein unbekannt gebliebener Brandstifter war für den Großbrand verantwortlich, der die St.-Nikolaus-Pfarrkirche bis auf die Grundmauern zerstörte.

1888 erfolgte der Wiederaufbau des Gotteshauses durch den Architekten Raimund Jeblinger aus Linz, der sich mit seinen Bauwerken höchstes Ansehen erwarb und von 1901 bis 1924 Dombaumeister und Erzbischöflicher Oberbauinspektor in Freiburg im Breisgau war.

Der Bau ist vom ausgehenden Historismus geprägt. Der von einem spitzen Pyramidenhelm bekrönte, 60 Meter hohe Südturm ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt; das steinsichtige Mauerwerk stammt noch von der Barockkirche, der Zwiebelhelm wurde jedoch 1888 durch die steil aufragende Turmspitze ersetzt.

Die einheitliche Altarausstattung der Stadtpfarrkirche im Stil der Neorenaissance zählt zu den konsequentesten und qualitätvollsten in der Erzdiözese Salzburg und zu den wichtigsten künstlerischen Schöpfungen dieser Zeit. Die drei Altäre (1888) stammen von Josef Kepplinger, der in Ottensheim an der Donau einen bedeutenden Altarbaubetrieb führte. Den Figurenschmuck der Kirche verdankt Neumarkt dem Linzer Künstler Josef Ignaz Sattler, der 1888 sechs Altarstatuen und das Kruzifix des Kreuzaltars schuf. Die Figur des Viehpatrons St. Leonhard stellte Hans Mairhofer – Irrsee her (1960), und Franz Lohninger schnitzte die Neumarkter Madonna, die „Tösterin der Betrübten“ (1980) und die Statue des heiligen Florian (1989). Eine besondere Kostbarkeit besitzt die Kirche mit der Schnitzfigur des leidenden Christus, des Schmerzensmannes,  die den Kirchenbrand als einzige unversehrt überstanden hat und ein Werk Meinrad Guggenbichlers, des größten alpenländischen Barockbildhauers, aus dem Jahr 1703 ist.

Das Deckenfresko „Das Letzte Abendmahl“ im Presbyterium,  das zum Jubiläum „50 Jahre neue Pfarrkirche in Neumarkt“ im Jahr 1938 in Auftrag gegeben wurde, schuf der Tiroler Historienmaler Prof. Toni Kirchmayr.

Die Stadtpfarrkirche zum heiligen Nikolaus in Neumarkt am Wallersee prägt mit ihrer Architektur das Stadtbild und präsentiert sich als würdiges, lebendiges Zentrum für das religiöse Leben der Pfarre. Sie ist stilrein und aus einem Guss geschaffen; der Neorenaissance-Stil verleiht ihr eine schlichte Eleganz und edle Einfachheit.

Quelle: Raststätte. Auf dem Weg mit Christus (2009). Eigenverlag des PGR Neumarkt am Wallersee.