Filialkirche zur heiligen Maria Magdalena in Neufahrn

Patrozinium: Hl. Maria Magdalena (22. Juli)

Im „Indiculus Arnonis“ (Arnonisches Güterverzeichnis) aus dem Jahr 788 wird Neufahrn als Eigenkirche des Salzburger Bischofs Arno erstmals urkundlich erwähnt. Der heutige Bau ist spätgotisch und besitzt ein zweijochiges Langhaus. Das Netzrippengewölbe wurde im 18. Jahrhundert im Zuge der Barockisierung abgeschlagen. Der spitzbogige, abgefaste Triumphbogen zeigt aber noch sein gotisches Gesicht. Der Steinbau wird über der Westfassade von einem Giebelreiter mit einem Zwiebelhelm bekrönt.

Der bedeutendste Künstler, der für die Einrichtung der Kirche herangezogen wurde, war Jakob Gerold, der in der Mitte des 17. Jahrhunderts als Holzplastiker die wichtigste Stelle in Salzburg einnahm. Er schuf im Jahr 1645 den frühbarocken Hochaltar der Neufahrner Kirche, ein qualitätvolles Kunstwerk mit den Statuen des hl. Johannes des Täufers und des hl. Franz von Assisi. Das große, rundbogig geschlossene Altarbild zeigt die Verkündigung des Herrn, das Aufsatzbild die Kirchenpatronin, die heilige Maria Magdalena als Büßerin mit dem Totenkopf.                                                                    
Obwohl die Neufahrner Kirche die kleinste der drei Neumarkter Filialkirchen ist, besitzt sie als einzige einen Seitenaltar. Auch dieser Altar an der nördlichen Chorwand ist künstlerisch wertvoll. Er stammt von zwei hervorragenden Neumarkter Meistern: das Bild der beiden Wetterheiligen Johannes und Paul von Joseph Andrä Eisl, der Altaraufbau von Veit Mödlhammer (1731). In der Altararchitektur fallen die weit auskragenden Kämpfergesimse oberhalb der beiden Säulen und an der Bekrönung  auf. Das Aufsatzbild zeigt den hl. Gallus, einen irischen Wandermönch, der 614 eine Einsiedlerzelle an der Stelle errichtet hatte, wo später das Kloster St.Gallen in der Schweiz gegründet wurde. Der Heilige wird mit einem Bären dargestellt, der Legende nach hat ihm nämlich beim Bau der Einsiedelei ein Bär das Holz herbeigeschafft.

Ein originelles Beispiel der Volksfrömmigkeit ist das Neufahrner Sieben-Zufluchten-Bild. Als Kurzformel des Glaubens ist in den Notzeiten des 17. Jahrhunderts im gläubigen Volk eine kombinierte Andacht entstanden: die Andacht zu den sieben heiligen Zufluchten. Das Bild ist eine Komposition folgender Motive:

1. die Allerheiligste Dreifaltigkeit
2. Jesus Christus – der Gekreuzigte
3. das Allerheiligste Sakrament des Altares  
4. die Gottesmutter Maria
5. die heiligen Engel
6. die Heiligen im Himmel 
7. die armen Seelen im Fegefeuer

Schließlich soll noch auf zwei interessante historische Zusammenhänge hingewiesen werden: Eine französische Kanonenkugel erinnert in der Neufahrner Kirche an den 2. Koalitionskrieg und an das Gefecht von Neumarkt am 14./15. Dezember 1800. Und schließlich weist das Bild des hl. Vinzenz von Saragossa, gemalt 1863 von Josef Jaud, auf die Bedeutung der Forstwirtschaft im Raum Neufahrn hin. Der heilige Vinzenz wird nämlich als Patron der Holzknechte verehrt, und es war ein guter Brauch, alljährlich am 22. Jänner, dem Todestag des hl. Vinzenz, in Neufahrn einen Bittgottesdienst mit einer Werkzeugsegnung abzuhalten. Die Filialkirche Neufahrn, die am österreichischen Jakobsweg und am Pilgerweg Via Nova liegt, ist ein religiöses Kleinod, Gottesdienststätte und Kulturdenkmal.

Quelle: Raststätte. Auf dem Weg mit Christus (2009). Eigenverlag des PGR Neumarkt am Wallersee.